[Bild vom Aufstieg am Kilimandscharo]

Martin Rotzoll

* 31.10.1970 - † 26.01.2002

Vor kurzer Zeit starb unser Freund Martin.

Die Nachricht traf uns als Schock. Er war doch nur für ein paar Wochen in den Urlaub geflogen.

Viele von uns erfuhren es aus der Zeitung: "Tod am Kilimandscharo" hatte der Lokalredakteur getitelt und den Bericht der deutschen Botschaft in Tanzania gleich noch um einige (wie wir inzwischen wissen unzutreffende) Spekulationen ergänzt.

In den Tagen danach fuhren wir herum, trafen uns mit anderen Freunden Martins, seiner Mutter, seinen Kollegen. Teilweise begegneten sich wildfremde Leute, die Martin aus verschiedenen Phasen seines Lebens kannten und lagen sich für einen kurzen Moment weinend in den Armen.

Jetzt bloß nicht alleine bleiben! Besser immer wieder erzählen, was uns mit ihm verband und was er uns bedeutete.

Und tun, was Martin in so einer Situation getan hätte: Schaun, wer am dringendsten Hilfe braucht und probieren, zumindest die technischen Probleme zu lösen.

Martin ist tot. Das ist schwer zu begreifen. Er war doch erst 31. Sterben tun die alten Leute, aber doch nicht einer von uns! Für viele ist es das erste Mal, dass sie Tod und Sterben in ihrem direkten Umfeld erleben.

Martin fehlt uns. Wir trauern. Die Trauer wird auch nicht aufhören, wir müssen lernen, damit zu leben. Zusammen mit den Erinnerungen an Martin wird sie uns begleiten.

Unser Umgang damit ist verschieden. Reden, schweigen, weinen, trinken, beten, singen, arbeiten ... Auch Rituale und Symbole können uns helfen.

Ich will noch das alte Versprechen einlösen, für Martin eine Website zu schreiben. Eigentlich hätte es die Website unserer gemeinsamen WG werden sollen. Die WG gibt es schon lange nicht mehr, geblieben ist eine leere Domain und ein Photo von Martin, das wir extra dafür aufgenommen haben.

Jetzt wird es eine Seite über einen Toten. Für Martin, für uns, für die Überlebenden.

Michael Nahrath

Memento

Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
Nur vor dem Tod derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

Allein im Nebel tast ich todentlang
Und laß mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.

Der weiß es wohl, dem dieses wiederfuhr
Und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: Den eigenen Tod, den stirbt man nur,
Doch mit dem Tod der anderen muß man Leben.

(Mascha Kalèko)

Diesen Text kannte ich als Lied von Tim Fischer gesungen schon lange. Erst jetzt bin ich auch auf die Autorin Mascha Kalèko gestoßen.


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